Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn unsere Medien über die wirklich wichtigen Dinge wie „Ehe für alle“ und sonstigen Klimbim berichten.

Sorgenfalten…

Nur hat mir vor ein paar Tagen ein gewisser Klaus  Regling, erster geschäftsführender Direktor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben.

Regling war schon für den IWF in Washington, für den Bundesverband deutscher Banken, für das Finanzministerium, für die Inter-American Development Bank und einige andere gewichtige Adressen tätig.

Zwischen 2001 und 2008 war er der zuständige Verantwortliche in Brüssel, der die griechische Finanzentwicklung zu überwachen hatte und sich dann mit den getürkten Zahlen abfand. Ihm wird vorgeworfen, dass er 2005 „entscheidend an der Aufweichung des Pakts“ mitgewirkt hat.

Selbstkritisch erklärte er 2010, es sei „ein Fehler“ gewesen, „dass wir vor allem auf die Staatsfinanzen geschaut haben“, denn die EU-Kommission hätte neben der staatlichen auch die private Verschuldung überwachen müssen. Er steht damit dem französischen Vorschlag einer europäischen Wirtschaftsregierung nicht fern.

…wegen des ESM…

Der ESM wurde vor ein paar Jahren mit einem Eigenkapital von 700 Mrd. € gegründet. Die  BRD hat fast 27 Prozent davon eingezahlt.

Dieser Organisation, die  tätig wird, wenn bei einem oder mehreren Mitgliedsländern finanziell gesehen Feuer unter dem Dach ist, wenn es also zahlungsunfähig ist, hat man  eine Bankeigenschaft eingeräumt. Auf der Basis seines Eigenkapitals, welches bei einigen Mitgliedsländern wohl nicht mehr als eine Luftbuchung sein dürfte, kann der ESM bis zu 4 Billionen € Schulden aufnehmen.

Ein gewaltiger Apparat, der hier geschaffen wurde. Wenn im Falle einer Anleihenausgabe durch den ESM ein Mitgliedstaat seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, dann wird dieser Staat von den Leistungen des ESM ausgeschlossen. So weit so gut. Aber was passiert dann mit den Anleiheschulden des Pleitestaates? Diese werden entsprechend den Eigenkapitalquoten auf die übrigen Staaten verteilt.

Da muss man mal durchspielen, wie das laufen wird. Am Schluss wird wohl bloß einer übrigbleiben, der alle Schulden aller Pleitekandidaten übernimmt. Das ist dann wohl der berühmte „last man standing“, die BRD, bzw. deren Sparer und Steuerzahler.

Der ESM ist also eine Bank, die diejenigen finanziert, die schon pleite sind und nirgends mehr Kredit bekommen. Auf so erfolgsversprechende Geschäftsideen muss man erst mal kommen.

...der noch mehr Geld braucht…

Nun möchte Regling den ESM zu einem EWF (Europäischen Währungsfonds) aufwerten. Dafür möchte er nochmal 200 Milliarden. Lassen Sie uns mal kurz überlegen: Die 700 Milliarden € Eigenkapital plus 4000 Milliarden € Fremdkapital des ESM reichen nicht aus? Regling will weitere 200 Milliarden. Muss ich mir über irgendetwas Sorgen machen?

…und der aufgeblähten EZB-Bilanz…

Zum Beispiel über die aufgeblähte EZB-Bilanz? „Hier hat die EZB im Zuge ihrer "Euro-Rettungspolitik" nicht nur die Zinsen auf extrem niedrige Niveaus geschleust - die für einige Laufzeiten sogar in den Negativbereich gefallen sind -, sie kauft auch Schuldpapiere in großem Stil und bezahlt die Rechnungen mit neuen, aus dem Nichts geschaffenen Euros. Vor allem durch ihre Anleihekäufe - sie beliefen sich bis Anfang Juli 2017 auf mehr als 1.900 Mrd. Euro - ist die Bilanzsumme der EZB stark angeschwollen. Sie beträgt nunmehr 4.215 Mrd. Euro gegenüber noch 890 Mrd. Euro Ende 2007“, so Dr. Polleit im Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH.

…und den TARGET-2-Salden

Auch die Target-2-Salden der Bundesbank schwellen wieder gewaltig an. Darüber berichtete ich schon mehrfach. In meinem Buch ist das System ausführlich beschrieben.

Über das Target-System werden grenzüberschreitende Zahlungen zwischen den Notenbanken abgewickelt. Grob gesagt hat ein Land eine Target-Verbindlichkeit, wenn Geld aus dem Land abfließt. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise pendelten die Target-Salden um die Nulllinie. Danach, als die privaten Kapitalflüsse in die Euro-Peripherie austrockneten, wurden über Target Leistungsbilanzdefizite und schließlich Kapitalflucht aus der Peripherie finanziert. Der damalige Präsident des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn kritisierte, Target sei letztlich eine „goldene Kreditkarte“ ohne Limit für die Defizitländer.

„Neben den Wertpapierkäufen tragen insbesondere die anschwellenden Target-2-Salden dazu bei, die Bilanzsumme der Deutschen Bundesbank mächtig aufzublähen. Mittlerweile beträgt sie knapp 50 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Bricht die Währungsunion auseinander, bleiben die Bundesbank und damit die deutschen Steuerzahler auf den dann vermutlich uneinbringlichen Target-2-Forderungen sitzen. Man bedenke: Die Deutsche Bundesbank hat ein Eigenkapital, also einen Verlustpuffer, von nur 131,6 Mrd. Euro (wenn man großzügig rechnet).“ so Dr. Polleit.

Die Target-2-Salden der Bundesbank haben per Juni 2017 eine Größenordnung von über 860 Milliarden € erreicht und sie bewegen sich zügig auf die Billion zu.

Fazit

 Wer nicht auswandern kann, sollte zumindest sein Anlegerverhalten überprüfen. Im Klartext heißt das: Keine verzinslichen Anleihen und Spareinlagen halten. Der Aufbau einer Rücklage in Gold und Silber sollte erfolgen. Die Edelmetalle müssen physisch gehalten werden.

Unternehmensanteile, also Aktien, gehören dazu. Allerdings würde ich mit der Investition in Aktien abwarten, bis sie preisgünstiger zu haben sind. Anders bei Minenaktien als Ergänzung zu den physischen Edelmetallen. Diese sollten schon jetzt genauer beobachtet und beim einen oder anderen Wert auch bald zugeschlagen werden, da diese Anlageklasse einen Boden auszubilden scheint.

Immobilien gehören grundsätzlich mit ins Portfolio, allerdings zur Eigennutzung.
Mietobjekte sind schon sehr teuer und die Mietgesetzgebung für Wohnraum verdirbt den Spaß komplett.

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